Klassifikation schöner Steine und Suiseki
Die aufgeführte Klassifikation leitet sich von der japanischen Einteilung für Suiseki ab. Die japanischen Bezeichnungen der Kategorien werden häufig ebenfalls verwendet, wobei «gata» übersetzt «förmig» meint und «ishi/ seki» «Stein» bedeutet.
Kriterien zur Bewertung eines Steins:
a) Form (katachi): entspricht der Stein den idealtypischen Charakteristika seiner Ordnung? Ist er dynamisch und dennoch ausbalanciert? Wie gross ist seine Suggestivkraft (Yoin)? Sind alle Seiten in sich und zueinander ausgewogen (Proportionen)? Macht er einen harmonischen Gesamteindruck? Sitzt er in sich ruhend auf einer Fläche?
b) Materialqualität (shitsu): ist das Material des Steins hart und dicht? Nimmt der Stein das Wasser gut auf und behält lange ein feuchtes Aussehen?
c) Farbe (iro): besitzt der Stein eine edle, unaufdringliche, gedeckte und dunkle Farbe? Erweckt seine Farbe ein Gefühl für eine Jahreszeit?
d) Oberfläche/ Haut (hada): hat der Stein eine ansprechende Haptik? Weist seine Haut ein regelmässiges Merkmal auf (faltig, löchrig, glatt, gerillt, warzig)?
e) Alter/Patina (jidai): ist der Stein gepflegt und dadurch würdevoll gealtert? Besitzt er eine ruhige Ausstrahlung?
f) Harmonie der Gestaltung: Passt der Daiza, Suiban oder Doban zum Charakter des Steins? Sind alle Elemente künstlerisch gestaltet? Untersteichen die Begleitelemente (Tisch, Rollbild, Beistellpflanze oder Tenkei) die Aussage der Gesamtkomposition?
I) Ordnung nach Form
a) Bergförmige Steine (Yamagata-ishi)
- Berg-Steine von Ferne betrachtet (wenige Details, schlicht)
- Berg-Steine aus der Nähe betrachtet (genauere Charakteristika ausgeprägt)
- Unterscheidung nach Anzahl Bergspitzen
- Bergketten
- mit Schnee bedeckt
b) Wasserfall-Steine (taki-ishi)
Wasser wird durch Mineralien wie Quarz suggeriert. Die Quarzadern sollen nur auf der Vorderseite des Steines «fliessen».
- Bergbach-Steine (Fluss oder Bach fliesst in einem Tal)
- Berg mit einem oder mehreren Wasserfällen (nur auf der Vorderseite des Steines, d.h. nicht umlaufend ausgebildet)
- Vorhang- oder Schleierfall
- rinnsalartiger Wasserfall
- Trockenwasserfall (nur das erodierte «Bett» des Wasserfalls)
c) Plateau-Steine (dan-ishi)
Terrassierter Hügel oder gestuftes Terrain zu einer Klippe hin, Stufen sollten vertikal und in verschiedener Länge ausgebildet sein, optimal drei Stufen.
d) Insel-Steine (shimagata-ishi)
Flache, gebuchtete, mit Unterspülungen versehene Steine, klassisch im Suiban oder Doban im Sand oder Wasser präsentiert.
e) Hügel-Steine (Doha-ishi)
Ebene sanft zu einem Hügel aufsteigend
f) Küsten-Steine (isogata-ishi)
- Riff-Steine
- Sandbank
g) Wasserbecken-Steine (mizutamari-ishi)
- See- oder Teich-Steine (optimal umfangen mit Bergmassiv)
- Brunnen-Steine
h) Kliff-Steine (iwagata-ishi)
Von Wind und Wellen umtost, aufragend und rau.
i) Höhlen-Steine (Dokutsu-ishi)
Tiefe, dunkle Kavernen, deren Enden möglichst nicht sichtbar sind.
k) Tunnel-Steine (domon-ishi)
kompletter Durchbruch, bogenförmig, Arcaden
l) Unterstand-Steine (yadori-ishi)
Überhängender Teil des Steines dient als Schutz vor dem Regen.
II) Ordnung durch Objektähnlichkeit
a) Haus-Steine (yagata-ishi)
b) Hütten-Steine (kuzuya-ishi)
Überhängendes strohgedecktes dreieckiges Dach, optimal mit Pfeiler, ärmliche Fischerhütte.
c) bootförmige Steine (funagata-ishi)
- Ruderboote
- Hausboote
- Segelboote
d) brückenförmige Steine (hashi-ishi)
e) tierförmige Steine (dobutsu-ishi)
- Vögel
- Fische
- Insekten
- Säugetiere
f) menschenförmige Steine (sugata-ishi)
- Maria mit Kind
- Buddha
- Kannon
- Mönche, Nonnen und Eremiten
III) Ordnung nach Muster
a) Gräsermuster-Steine (kusagata-ishi)
- Bambus
- Schilf
- Gräser
b) Blütenmuster-Steine (hanagata-ishi)
- Chrysanthemen
- Pflaumenblüten
- Pfingstrosen
c) Blättermuster-Steine (hagata-ishi)
d) Himmelsmuster-Steine (gensho-seki)
- Mond
- Sonne (Aufgang oder Untergang, volle Sonne)
- Sterne
e) Steine mit Wettererscheinungen (tenko-seki)
- Regen (etwas schräg fallender Regenschauer)
- Schnee
- Blitz
f) abstrakte Muster (chusho-seki)
- Tigermuster (gestreift abwechselnd hell/ dunkel)
- Netzmuster (wie ein Fischernetz)
- pockennarbiges Muster
- schlangenartiges Muster
IV) Ordnung nach Fundort (Beispiele)
- Kamogawa-Steine (gefunden im Kamo-Fluss in Kyoto)
- Setagawa-Steine (aus dem Seta-Fluss in Kyoto)
- Furuya-Steine (aus den Bergen von Wakayama)
- Ligurische Steine (aus dem ligurischen Apennin)
- Schweizer Steine (nach Kanton)